Einordnung der Neuerung
Mit der Einführung der „ISA“ – der Internet Schaden Anzeige – wird die bisherige Schadenanwendung im Maklerweb abgelöst. Die Ankündigung stellt diese Entwicklung als Serviceoptimierung dar, verspricht Vereinfachung und eine verbesserte digitale Nutzererfahrung für Makler sowie schnellere Hilfe für Kunden.
Doch ist das wirklich eine Entlastung für Vermittler – oder handelt es sich eher um eine schleichende Aufgabenverlagerung, bei der Makler zunehmend operative Tätigkeiten übernehmen, ohne dass sich dies in der Vergütung oder dem tatsächlichen Aufwand widerspiegelt?
Chancen aus Vermittlersicht
✅ Technisch einfach integrierbar: Die ISA ist direkt über das Maklerweb erreichbar, ohne zusätzlichen Login.
✅ Vordefinierte Vertragsdaten: Vertrags- und Kundendaten werden automatisch in das Schadenformular übernommen.
✅ Digitale Abläufe: Automatisierte Vergabe und Rückmeldung der Schadennummer – das spart initiale Bearbeitungszeit.
✅ Zukünftige Entwicklungen: Eine verkürzte, speziell auf Vermittler angepasste Version soll folgen.
Risiken und kritische Punkte
⚠️ Zunahme operativer Tätigkeiten: Die Schadenaufnahme ist traditionell Aufgabe des Versicherers – die neue ISA verlangt eine strukturierte und vollständige Erfassung durch den Makler.
⚠️ Endkundensystem für Vermittler: Die aktuelle Version basiert auf dem Endkundenformular, was bereits durch das Wording und die Anzahl an Fragen auffällt. Dies ist nicht auf den Alltag eines professionellen Vermittlers ausgelegt – zumindest nicht in der jetzigen Version.
⚠️ Werkstattsteuerung als zentrales Ziel: Das System dient vorrangig der Werkstattbindung des Versicherers – aus unternehmerischer Sicht sinnvoll. Der Nutzen für den Makler bleibt dabei jedoch diffus, insbesondere solange keine konkrete Beteiligung an den Einsparungen erfolgt.
⚠️ Unklare Vergütungsstruktur: Die Ankündigung, „Kostenvorteile in geeigneter Form“ weiterzugeben, ist vage formuliert. Es bleibt offen, ob und wie der Makler tatsächlich profitiert. Erfahrungsgemäß bedeutet dies oft: Mehr Arbeit – gleicher Lohn.
⚠️ Beta-Status mit Rückfragen: Die aktuelle Version kann zu zusätzlichen Rückfragen führen. Das bedeutet im Zweifel mehr Kommunikationsaufwand für den Makler, ohne dass er dies steuern oder vermeiden kann.
Fazit: Service oder Aufgabenverlagerung?
Derzeit überwiegen kritische Aspekte. Auch wenn das System technisch modern wirkt und zukünftig schlanker werden soll, handelt es sich im Status quo klar um eine Aufgabenverlagerung hin zum Makler.
Solange keine klare Vergütungsanpassung oder alternative Entlastung erfolgt, ist die „ISA“ eher ein Instrument zur Effizienzsteigerung auf Kosten der Vermittler, insbesondere im Hinblick auf die geplante Werkstattsteuerung.
Empfehlung für Versicherungsmakler
Keine blinde Akzeptanz: Prüfen Sie, ob sich der Mehraufwand tatsächlich lohnt – und ob eine händische Schadenmeldung schneller oder individueller ist.
Vergütung einfordern: Fragen Sie aktiv nach, wie konkret die Kostenvorteile weitergegeben werden sollen – schriftlich, mit Zahlen.
Interne Prozesse dokumentieren: Bewerten Sie, ob und wie die ISA Ihren internen Workflow beeinflusst. Möglicherweise entstehen Mehraufwände, die vorher vom Versicherer übernommen wurden.
Kommunikation zum Kunden nicht automatisieren lassen: Werkstattsteuerung kann ein Service sein – sie sollte jedoch vom Makler aktiv begleitet und nicht vollständig aus der Hand gegeben werden, wenn sie im Sinne des Kunden stattfindet.